Für die Septemberausgabe des ostschweizer Unternehmermagazins "Leader" zum Thema Energie, Nachhaltigkeit & Umwelt durfte ich das Vorwort verfassen:
NUR EINE STARKE WIRTSCHAFT GARANTIERT WIRKSAMEN UMWELTSCHUTZ
Eine nachhaltige Energiezukunft können wir nur gestalten, wenn die dafür notwendigen Veränderungen auf soziale Akzeptanz stossen. Das bedeutet, dass wir auf dem Weg in die Energiezukunft nicht einfach die Umweltschutzinteressen maximieren können, sondern auch
die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse berücksichtigen müssen. Entsprechend ist echte Nachhaltigkeit nur mit einer ausgewogenen Politik erreichbar: Denn nur eine Gesellschaft mit einer starken Wirtschaft kann sich auch einen wirksamen Umweltschutz leisten. Was das für die Energiepolitik konkret bedeutet, muss man nach einem Blick in die vorliegende Ausgabe des «Leaders» nicht mehr fragen.
Wichtige Treiber der Energietransformation sind ganz offensichtlich dezentral handelnde Akteure auf lokaler Ebene: die KMU und die Gemeinden. Besonders diese sollten nicht durch ein enges regulatorisches Korsett eingeengt und ihrer Spielräume für innovative Ansätze und Experimente beraubt werden. Wenn der Bundesrat etwa heute den Fintech-Unternehmen einen «Innovationsraum» zur Verfügung stellt, ist das gerade in dieser Hinsicht bedenklich: Angesichts des heutigen Regulierungsdickichts können ohne diese regulierungsfreie «Spielwiese» offenbar neue Produkte und Dienstleistungen gar nicht mehr an den Markt gebracht werden!
Heute wird leider oft versucht, wirtschaftliche und gesellschaftliche Prozesse zentral – sprich von Bern aus – zu steuern. Dabei unterschätzen die Bundesbehörden nicht nur das Ausmass der Friktion bei der Umsetzung der Regulierungsziele. Zentrale Steuerung kann überdies eben auch zu zentralen Fehlern führen, indem neue – das Modewort ist disruptive – Entwicklungen, die bisher Dagewesenes möglicherweise schnell und vollständig verdrängen, gar nicht erst erkannt, falsch eingeschätzt oder unterschätzt sowie allenfalls abgeblockt werden. Dass wir in der Ostschweizer Energielandschaft noch nicht soweit sind, zeigt die Vielfalt an unternehmerischen Initiativen in diesem Magazin.
St.Gallen, 13. Oktober 2017