Letzten Sonntag 2. Februar 2014 hat das Fachgremium Swiss Medical Board einen Bericht zum Thema "Systematisches Mammographie-Screening" verabschiedet. In diesem Bericht gibt das Board keine Empfehlung zur Einführung systematischer Mammographie-Screening-Programme ab. Die bestehenden Programme seien zu befristen und zu evaluieren. Bei einem Screening wird eine vorgängige gründliche ärztliche Abklärung und eine verständliche Aufklärung mit Darstellung der erwünschten und unerwünschten Wirkungen empfohlen.
Grund für die Zurückhaltung des Boards ist, dass die Screenings zwar dazu beitragen, Brustkrebs frühzeitig zu erkennen und dadurch die Überlebensrate der betroffenen Frauen geringfügig zu verbessern. Allerdings gäbe es viele fehlerhafte Positivmeldungen ("Fehlalarme"), die unnötige Untersuchungen und medizinische Eingriffe zur Folge haben. In der Bilanz sei keine Verbesserung in dem Mass zu erwarten, dass systematische screenings gerechtfertigt werden könnten.
Diese Erkenntnisse sind keineswegs revolutionär und haben es auch schon in die populärwissenschaftliche Literatur geschafft (z.B. Blastland/Spiegelhalter, The Norm Chronicles, 2013). Insofern ist die von gewissen Medizinern geäusserte, harte Kritik unverständlich (z.B. BaZ, NZZ). Auch wurde behauptet, die Studie verunsichere Frauen über 50.
Kaum zur Sprache kommt, dass es in dieser Sache wohl kein "richtig" oder "falsch" gibt, vor allem bei der heutigen Datenlage. Die Entscheidung, ob ein screening für eine Frau "sinnvoll" erscheint, ist abhängig von vergangenen Erfahrungen, von der persönlichen Einstellung zu Risiken und von vielen weiteren individuellen Faktoren. Insofern ist auch der Entscheid, wie eine Frau mit dem Risiko Brustkrebs umgehen will, ein persönlicher. Entsprechend sind zentrale, globalsteuerende Entscheide zu dieser Sache unangebracht. Im Grenzbereich, wo Massnahmen marginal zur Verbesserung, aber auch zur Verschlechterung einer Risikolage beitragen, ist staatliche Massen-Prävention kaum zielführend.
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