Ab kommendem Herbst bietet die Law School der Universität St. Gallen einen neuen Studiengang an: den Master of Arts in International Law (MIL). Der in Englisch angebotene MIL ist auf das internationale Recht fokussiert und weist einen wirtschaftlichen und damit interdisziplinären Themenschwerpunkt auf. Er ist an der stark internationalisierten Universität St. Gallen eingebettet in verschiedene englischsprachige Masterprogramme anderer Disziplinen. Die durchgeführten Infotage zeigen, dass das Interesse an diesem neuen Master gross ist.
Die Globalisierung führt dazu, dass die Studierenden sich früh mit mehreren nationalen und transnationalen Rechtssystemen auseinandersetzen müssen. Auch die Ökonomie treibt diese "juristische Globalisierung" dadurch, dass viele positivrechtliche und institutionelle Reformen von ökonomischen Theorien getrieben sind.
Im Spannungsfeld zwischen nationalstaatlicher Souveränität und dem Bedürfnis nach internationaler Rechtsvereinheitlichung sind Organisationen entstanden, welche sich formell und informell mit der inter- oder supranationalen Rechtserzeugung beschäftigen. Diese Organisationen sind heute nur teilweise durch das Recht institutionalisiert, so etwa das Financial Stability Board (FSB) im Finanzbereich. Die vielfältigen internationalen Wechselbeziehungen führen nicht nur im Privatrecht, sondern auch in klassisch national ausgerichteten Gebieten wie dem Verwaltungsrecht zu Ansätzen einer Internationalisierung ("Global Administrative Law") bzw. allgemein zu Normen jenseits staatlichen Rechts ("Transnationales Recht" bzw. "Transnationale Rechtsprozesse"). Das Verständnis einer einzigen nationalen Rechtsordnung scheint heute nicht mehr ausreichend, um die Bedürfnisse einer international ausgerichteten Organisation erfüllen zu können.
Die Internationalisierung der juristischen Arbeit verlangt solide Sprachkenntnisse. Als Mindeststandard sind heute sicherlich ausgezeichnete Englischkenntnisse anzusehen, doch erscheinen in einer multipolaren Welt zusätzliche Sprachkompetenzen unabdingbar. Bestätigt wird diese Feststellung nur schon durch einen Blick auf den Web-Auftritt der grösseren Anwaltskanzleien, wo neben den Ausführungen in den Landesprachen und Englisch auch russische, japanische und chinesische Seiten keine Ausnahme sind. Die Universität St. Gallen geht diese Herausforderung gegenwärtig bereits auf der Assessment- und Bachelorstufe an, für deren erfolgreichen Abschluss Grundkenntnisse in zwei Fremdsprachen nachgewiesen werden müssen. Generell verfügen die Studierenden der Universität St.Gallen heute über weit bessere Sprachkenntnisse, als während meinem eigenen Studium üblich waren. Die Studierenden sind sich also den Anforderungen eines globalisierten Umfelds wohl bewusst.
Aufgrund seiner Interdisziplinarität steht der MIL grundsätzlich allen Studierenden offen, die über einen universitären Erstabschluss in Rechtswissenschaft, Law and Economics, International Affairs, Betriebs- oder Volkswirtschaft verfügen.
Weitere Informationen zum Master of Arts in International Law der Universität St. Gallen finden sich auf der Website der Universität. Die Anmeldefrist für einen Studienbeginn im kommenden Herbstsemester läuft noch bis zum 30. April.
Die obigen Ausführungen beruhen auf einem gemeinsamen Beitrag mit Markus Müller-Chen im Jusletter vom 8. April 2013.