Zurück aus den Ferien im sonnigen Süden zehrt der Reisende hoffentlich lange an den gewonnenen Eindrücken. Vor allem Anlagen zur Gewinnung von Wärme und Strom aus Solarenergie begegnen dem Schweizer in den Südländern auf Schritt und Tritt. Auch die vom Bundesrat und wohl bald vom Parlament verabschiedete Energiestrategie 2050 zielt auf die verstärkte Förderung von Sonnenenergie, vor allem die Photovoltaik. Die Kantone fördern derweil die Erschliessung von Solarwärme. Fortschrittlich also, was unsere südlichen Nachbarn uns hier vormachen?
Meldungen über die Inbetriebnahme von Photovoltaikanlagen und Solarwärmekraftwerken in anderen Ländern sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Sinnhaftigkeit der neuen erneuerbaren Energien von lokalen Gegebenheiten abhängig ist. Energieerzeugungsanlagen in der Wüste von Nevada (Sonne) oder an der Nordseeküste (Wind) gegenwärtigen andere Produktionsbedingungen als in einem Land wie der Schweiz, das eine bescheidene solare Einstrahlung und nur schwachen Wind aufweist. Sonnen- und Windenergie in der Schweiz kann die installierte Kapazität nur zu ca. 11 bzw. 20% ausnutzen. Unabhängig davon stellt sich die Frage, ob die Hauseigentümer in den sich entwickelnden Ländern auch Solaranlagen installieren würden, wenn sie über eine zuverlässige Versorgung mit Wärme, Gas und Strom aus einem Verteilnetz verfügen würden.
Angesichts der nicht vorhandenen bzw. nicht realisierbaren Energietransportkapazitäten über sehr weite Strecken ist die Frage, wer unter welchen Bedingungen welche Energie zu welchem Preis produzieren soll, also eine nationale Frage, die nur beschränkt mit Blick auf andere Länder beantwortet werden kann.
St.Gallen, 5. August 2016