Am Dienstag war in der NZZ eine Kolumne von Marcel Amrein zu lesen, in der sich dieser mit der "Spende" des DEZA an die Clinton Foundation befasste. Die mit der "Spende" geleistete Unterstützung eines Projekts gegen Mütter- und Kindersterblichkeit in Liberia hat aufgrund ihres Zeitpunkts einen schalen Nachgeschmack. Politische Folgen wird sie aber nicht nach sich ziehen (siehe Medienmitteilung der APK-N). Amrein schliesst daraus, dass die Clinton-Episode bald vergessen sein mag – "doch die Parlamentarier sollten im Auge behalten, welchen Absichten die Entwicklungspolitik wirklich dient".
Damit ist die ketzerische Frage gestellt: Welchen Zwecken dient denn die Entwicklungshilfe eigentlich? Glaubt man verschiedenen Studien, so sind die Effekte der Entwicklungshilfe bestensfalls klein und statistisch insignifikant (Sebastián Edwards, WEF, 2014). Mehr noch: Die in Sambia aufgewachsene Ökonomin Dambisa Moyo ist eine der pointiertesten Kritikerinnen von Entwicklungshilfe; sie geht davon aus, dass die Entwicklungshilfe Afrika massiv geschadet hat (Essay in WSJ; Interview in FAZ). "Stoppt die Entwicklungshilfe" hat auch der Kenianer James Shikwati schon vor über 10 Jahren gefordert.
Aufgrund der vorweihnachtlichen Flut von Spendeaufrufen könnte ein böser Mensch fast zum Schluss kommen, die Entwicklungshilfe diene vor allem der Entwicklung der heimischen Helferindustrie. Wenn das von der Schweiz eingesetzte Geld also als Entwicklungshilfe wirkungslos verpufft, dann würde die Schweiz nur noch aus politischen Gründen an den "Hilfen" festhalten. Dann könnte das viele Geld allerdings wenigstens auch die aussenpolitischen Interessen der Schweiz fördern. Als aussenpolitisches Instrument ist die Entwicklungshilfe sicher weniger sinnstiftend, aber offenbar doch zumindest wirksam.
St.Gallen, 25. November 2016